Menschen mit einem Hallux valgus leiden mitunter gleichzeitig an einem Schneiderballen. Kein Wunder, sind die Ursachen doch ähnlich – leider auch die Beschwerden.
Der Begriff stammt aus dem 19. Jahrhundert und war als schmerzhafte Zehenfehlstellung bekannt. Häufig betroffen waren damals Schneider, die ihrer Tätigkeit zu dieser Zeit immer im mit überkreuzten Beinen, also im „Schneidersitz“ nachgegangen sind, und dadurch eine starke mechanische Belastung am Kleinzehenballen hatten. Dieser starke Druck auf das Mittelfußköpfchen der Kleinzehe sorgte für die Verformung der fünften Zehe.
Betroffen sind beim Schneiderballen (Taylor´s bunion) auch heute der Kleinzehenballen und die kleine Zehe. Der fünfte Mittelfußknochen ist in den Fällen mit seinem zehenseitigen Ende verstärkt nach außen abgespreizt. Im Schuh wird der abstehende Zeh einwärts gedrückt und durch Zug von Muskeln und Sehnen in Richtung vierte Zehe gezogen. Es bildet sich ein Ballen. Diese schiefstehende kleine Fußzehe ist das spiegelbildliche Gegenstück zum Hallux valgus. Der Schneiderballen kann zwar auch isoliert auftreten – häufiger sieht man ihn jedoch in Kombination mit einem Hallux valgus oder einem Spreizfuß. Der Schneiderballen tritt allerdings deutlich seltener auf. Die Ursachen und Beschwerden sind aber ähnlich.
Es drohen Hühneraugen und schmerzhafte Entzündungen
Wie auch der Hallux vlaug, wird der Schneiderballen durch falsches Schuhwerk gefördert, das dem Fuß zu wenig Platz lässt. In den meisten Fällen entwickelt sich diese Fehlstellung aus einem bereits vorhandenen, unbehandelten Spreizfuß. Durch das Hervortreten des fünften Mittelfußköpfchens über dem Fußaußenrand erhöht sich die Druckbelastung über dem Kleinzehenballen – und dies umso stärker, wenn bereits ein Hallux valgus vorhanden ist. Daraus resultieren Druckstellen zwischen der vierten und fünften Zehe (Hühneraugen), Schleimbeutelreizungen und -entzündungen (Bursitis) sowie Verhornungen der Fußhaut.
Das Abweichen der 5. Zehe in Richtung 4. Zehe kann zu schmerzhafter Fehlbelastung im Grundgelenk verbunden mit Ergussneigung und Gelenkschädigung führen. Ein Schneiderballen kann jedoch auch angeboren (digitus quintus varus oder superductus) sein oder sich durch Entzündungskrankheiten wie zum Beispiel Rheuma oder durch eine Absenkung des Fuß-Quergewölbes entwickeln. Dabei werden die Gelenke geschwächt und die Entstehung des Schneiderballens gefördert